- Mai,2023
Tiefenpsychologie
Tiefenpsychologie
Tiefenpsychologie Therapie
Allen Methoden der Tiefenpsychologie liegt die Konzentration auf eine angenommene unbewusste Konfliktdynamik zugrunde. Gemeint ist damit der Umgang eines Menschen mit sich widersprechenden Bedürfnissen und Impulsen. Jeder Mensch braucht zum Beispiel das Gefühl der Sicherheit. Dies wird durch die Bindung an andere Menschen gewonnen. Dadurch entsteht Vertrauen, aus dem wiederrum langfristige stabile zwischenmenschliche Beziehungen erwachsen. Gleichzeitig wünscht sich jeder Mensch Freiheit und Autonomie. Das kann im ersten Schritt als Widerspruch empfunden und gemäß der Auffassung der Tiefenpsychologie zu einer Konfliktdynamik führen. Diese Konflikte können in der psychischen Reifung beispielsweise im Sinne eines Sowohl-als-auch gelöst werden. Alternativ bleiben sie latent im Entweder-oder und die Person wechselt zwischen Vorzügen und Bedürfnissen. So kann entweder die Überbetonung der Bindung entstehen, wodurch jemand sich zu sehr an andere anpasst und sich unterordnet. Oder wählt die Autonomie und betont die Furcht vor zu viel Nähe und engen Beziehungen. Gegenwärtig bewusste Konflikte zum Beispiel am Arbeitsplatz oder in der Beziehung können damit unbewusst zusammenhängen. Deshalb sind sie von betroffenen Personen aktuell nicht zu lösen. Dies führt zu Symptomen, die bei nicht gelingender Lösung dann eine Therapie notwendig machen können.
Systemisch erleben in Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung
Tiefenpsychologie vs Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie sieht ihr vorrangiges Ziel in der Bewältigung oder Linderung der krankheitswertigen Symptomatik. „Das Symptom ist die Krankheit!“ brachte es Hans Jürgen Eysenck als großer Kritiker psychodynamischen Denkens auf den Punkt. Die Tiefenpsychologie sucht nach dem Sinn der Symptome. Symptome entstehen und bleiben nicht ohne Grund. Mit ihnen ist laut Sigmund Freud ein „Gewinn“, der zum Beispiel den bestmöglichen Kompromiss zwischen zwei nicht zu vereinbarenden Triebregungen darstellt. So kann eine depressive Reaktion hypothetisch als gegen sich selbst gewandte Aggression verstanden werden. Die Aggression wird durch die depressive Symptomatik abgeführt, was als primärer Krankheitsgewinn bezeichnet wird. Die Bezugspersonen, denen sie eigentlich gilt, bleiben verschont, um die Bindung zu ihnen nicht zu gefährden. Durch die gleichzeitig erfolgenden stummen Vorwürfe des Betroffenen werden diese jedoch passiv aggressiv bestraft, was als sekundärer Krankheitsgewinn bezeichnet wird. Mit der Frage nach dem verborgenen Sinn und dem Nutzen von Symptomen kommen Tiefenpsycholog:innen der systemischen Auffassung psychischer Symptome näher.
Tiefenpsychologie Menschenbild
Tiefenpsychologie und Psychoanalyse wird im Vergleich zu anderen Richtungen ein negatives Menschenbild nachgesagt. Der Mensch nach Sigmund Freud erscheint in der Tat als triebgesteuertes Wesen, das nur mühsam durch Kultur, Über-Ich und soziale Normen verträglich wird. Die Erfahrungen aus dem Weltkrieg und mit dem Nationalsozialismus in Deutschland und Europa haben dazu sicher beigetragen dieses negative Menschenbild zu entwickeln. Gleichzeitig hatte die Tiefenpsychologie den Mut, in dunkle Bereiche des Menschlichen zu schauen. Anna Freud nannte als wichtigste Voraussetzung für den psychoanalytischen Beruf, sich nicht vor unbequemen Wahrheiten zu scheuen. In Treue zur Tradition verwenden Tiefenpsycholog:innen und Psychoanalytiker:innen heute immer noch eine sehr pathologieorientierte und damit aufs Negative fokussierte Sprache. Natürliche Charakterzüge in die Begriffe schizoid, depressiv, zwanghaft oder hysterisch zu pressen, wirkt jedoch nicht mehr zeitgemäß und tut Patient:innen auch häufig unrecht. Mit unserer Sprache erzeugen wir die entsprechende Wirklichkeit und erzeugen eine Sicht auf Symptome, Diagnose und Störung. Hier kann die Tiefenpsychologie von humanistischen und systemischen Begrifflichkeiten und der daraus resultierenden Sprachnutzung noch lernen.
Tiefenpsychologie Methode
Die prägendste Tiefenpsychologie Methode für die Behandlung seelischen Leids ist das Gespräch. Dieses unterscheidet sich vom hilfreichen Gespräch, wie wir es zum Beispiel mit Freund:innen oder Kollegen:innen führen. Die Therapeut:in hört zu, frägt nach und teilt das von ihr verstandene mit. Ziel ist es, die Patient:in zu mehr Selbstreflexion anzuregen. Lester Luborsky unterscheidet dazu zwei Vorgehensweisen und daraus resultierende Interventionen. Die erste Gruppe sind die supportiven, also stützenden Interventionen. Diese zeichen sich durch Mitgefühl und Anteilnahme aus und machen sich durch Sätze, wie „Das glaube ich ihnen, dass es extrem schlimm ist, eine Panikattacke zu erleben“ bemerkbar. Die zweite Gruppe, also die eigentlich analytischen oder aufdeckenden Interventionen haben deutlich größeren interpretativen Charakter („Ihre Panikattacken scheinen sich zu häufen, wenn ihnen eigentlich alles zu viel wird, sie sich aber nicht wehren können“). Je belasteter jemand ist, desto mehr wird er vom supportiven Vorgehen profitieren. Je stabiler Patienten:innen sind, desto eher helfen ihnen aufdeckende Interventionen weiter, da sie das nachhaltige Verständnis in die eigene Problematik verbessern.